Mittwoch, 29. Januar 2014

Gastartikel: Ordnung im Kinderzimmer – ein Traum?

Wir freuen uns sehr, dass wir Aufräumcoach und Dipl.- Ing. Katharina Auerswald für diesen interessanten Gastartikel gewinnen konnten. Die Autorin schreibt von sich, dass Sie bereits während des Studiums feststellte, dass sich Ordnung, Organisation und klare Struktur positiv auf die Leistung und das Wohlbefinden auswirkten. Die Geschichte vom kreativen Chaos bezeichnet Sie als Lebenslüge. Welche Kinderzimmertipps hält Sie wohl für uns bereit?


Sind Sie schon einmal nachts auf dem Weg zur Toilette barfuß auf einen Legostein getreten?
Haben Sie in dieser schmerzvollen Sekunde Ihr Kind samt Spielzeug weit weg gewünscht? Folgte dann eine rigorose Kinderzimmeraufräumaktion? Und hat sie auf Dauer etwas gebracht?

Ein aufgeräumtes Kinderzimmer ist für viele Eltern ein Traum, die Realität in den meisten Kinderzimmern oft ein Albtraum. Aber: Es gibt Strategien gegen das Chaos, die das Aufräumen und Ordnung halten erleichtern.

Sind Sie ein Vorbild?
Die meisten Mütter verbringen viel Zeit damit hinter ihren Kindern herzuräumen und regelmäßig zu schimpfen. Bis sie eines Tages hören: „In deinem Bügelzimmer sieht es auch nicht besser aus!“ Leider stimmt das meistens. Ein Kind kann nur dann Ordnung halten, wenn seine Eltern es ihm vorleben. Falls bei Ihnen im Zimmer alles durcheinander liegt, sorgen Sie zuerst dort für Ordnung, bevor Sie dieses von Ihren Kindern verlangen.



Nutzen Sie den Spieltrieb
Kleine Kinder lieben es Sachen nach Farben und Formen zu sortieren. Nutzen Sie diesen Spieltrieb indem Sie Ihren Kindern bunte Boxen, Schachteln und Schubladen bereitstellen. Definieren Sie für alles einen Aufbewahrungsort. Kleben Sie ein entsprechendes Bild auf jede Box (Legosteine, Autos, Malsachen usw.). So wird auf den ersten Blick klar, was wohin gehört. Sobald die Kinder schreiben lernen, dürfen sie die Aufbewahrungsorte selbst beschriften. Lassen Sie Kinder über das Aufbewahrungssystem mitentscheiden. Die Bereitschaft zum Mitmachen ist auf diese Weise viel größer.

„Der Bär schläft in der blauen Kiste “
In einem überfüllten und chaotischen Raum fällt es Kindern (und auch Erwachsenen) schwer sich zu konzentrieren und die notwendige Ruhe zu finden. So wie das tägliche Zähneputzen soll deshalb auch das Aufräumen des Kinderzimmers vor dem Schlafengehen zur Routine werden.
Ein bereits müdes Kind kann nicht mehr aufräumen und sortieren. Denken Sie bitte rechtzeitig daran die Kinder auf die Schlafenszeit vorzubereiten. Machen Sie aus dem Aufräumen ein Spiel, denken Sie sich kleine Geschichten aus, oder erklären Sie, dass auch das Spielzeug schlafen gehen möchte („Der Bär geht jetzt in die blaue Kiste schlafen, die Autos fahren in die rote Garage“ usw.). Das ist für kleine Kinder logisch, denn sie betrachten auch ihre Spielsachen als lebendige Wesen.

Liegenbleiben
darf ein „offenes Projekt“ – ein unfertiges Legohaus an dem morgen weiter gearbeitet wird, eine Playmolandschaft oder ein Puzzle. Aber Vorsicht: Lassen sie sich aber nicht manipulieren, wenn Ihr Kind seinen Verhau zum „Projekt“ erklärt.

Kommen andere Kinder zu Besuch
wird oft besonders intensiv gespielt und auch vieles rausgeholt. Ist dann der Besuch weg, finden es die Kinder ungerecht alles allein aufräumen zu müssen. Gemeinsam gespielt, gemeinsam aufgeräumt – so lässt sich das Problem ganz einfach lösen. Kündigen Sie es am besten gleich zu Beginn an und erinnern Sie die Kinder rechtzeitig vor Schluss noch einmal daran. Bleiben Sie auch bei einem eventuellen Widerstand standhaft. Bald gewöhnen sich alle an diese Regelung und die Diskussionen bleiben Ihnen in der Zukunft erspart.


Helfen Sie mit
„Räum dein Zimmer auf!“ Mit diesem Befehl sind die meisten Kinder komplett überfordert. Vor allem, wenn das Chaos bereits zu groß geworden ist. Helfen Sie Ihrem Kind mit klaren sachlichen Anweisungen wie: „Jetzt legen wir alle Playmofiguren in die gelbe Box.“ Mithelfen bedeutet aber nicht, dass Sie allein die Arbeit machen. Je größer das Kind ist, desto größer sollte die Verantwortung werden, die es übernehmen soll.


Klare Regeln schaffen
Wenn Ihnen Ordnung und Sauberkeit wichtig sind, ist es notwendig klare Abmachungen innerhalb der Familie zu vereinbaren. Größere Kinder sollen auf jeden Fall mit einbezogen werden und sich an der Erstellung der Regeln beteiligen. Schreiben Sie auf, was Sie vereinbart haben und hängen Sie die Liste gut sichtbar auf. Lassen Sie die Kinder bei Missachtung der Regeln die Konsequenzen spüren. Wird Spielzeug im Wohnzimmer liegengelassen, kommt es weg. Kleine Teile auf dem Boden verschwinden im Staubsauger. Bleibt der Lieblingspulli in der Ecke liegen, wird er nicht gewaschen usw. Wichtig ist, dass Sie selbst standhaft bleiben, egal was für ein Theater Ihr Kind unter Umständen aufführt. Denn nur so bleiben Sie glaubwürdig und Ihr Kind lernt, Sie ernst zu nehmen. Bei Ankündigungen, die ausgesprochen, aber nicht in die Tat umgesetzt werden, schalten die Kinder schnell auf „Durchzug“.

                    Wichtig: Verwenden Sie das Aufräumen niemals als Strafe!

Vom Kindergarten lernen
Übernehmen Sie gut funktionierende Methoden aus dem Kindergarten: Bevor man ein neues Spielzeug rausholt, wird das vorherige aufgeräumt. Gemalt wird in der Mal-Ecke. Kleider werden auf die Garde-robenhaken gehängt. Eine Glocke kündigt die Essens-/Aufräumzeit an, usw. Fragen Sie im Kindergarten ruhig nach. Die Erzieherinnen werden sich über Ihr Interesse und Engagement sicherlich freuen.



Schaffen Sie Infrastruktur 
Kinder brauchen Raum zum Spielen und Raum um Spielsachen zu verstauen. Das ist Ihre Aufgabe. Schauen Sie sich das Kinderzimmer mit „Kinderaugen“ an. Sind die Regale, Schränke und Schubladen
praktisch und kindergerecht? Haben die Kleinen genügend Stauraum? Sind die Kleiderhaken gut erreichbar?

Weniger ist mehr
Bereits kleine Kinder besitzen heutzutage Unmengen an Spielzeug, und das kann wirklich zum Problem werden. Das Über-angebot an Spielsachen verwirrt die Kleinen und erschwert es ihnen, sich in ein Spiel zu vertiefen. Ein Spielzeug nach dem anderen wird rausgeholt und bald langweilen sich die Kleinen inmitten des Durcheinanders. „Weniger ist mehr“ sollte auch im Kinderzimmer die Devise sein. Achten Sie beim Spielzeug auf Qualität, meiden Sie wertlosen Krimskrams. Besser ist es, Ihren Kindern öfters einmal „Nicht-materielles“ wie Ausflüge, Skikurs oder Reitstunden zu schenken. Machen Sie Großeltern und anderen Verwandten klar, dass es unnötig ist, den Kindern bei jedem Besuch etwas mitzubringen. Zuhören, vorlesen und gemeinsam ein Spiel spielen – das ist für die Kleinen viel wichtiger als ein weiteres Plüschtier.
Machen Sie Ihren Kindern von Anfang an klar, dass sie nur dann etwas Neues bekommen können, wenn vorher dafür Platz geschaffen wird. Sortieren Sie gemeinsam regelmäßig Spielzeug und andere Sachen aus, die nicht mehr aktuell sind. Was kaputt ist oder womit nicht mehr gespielt wird kommt weg. Lassen Sie dabei die Kinder mitentscheiden, denn der alte ramponierte Teddybär kann für ein Kind der wichtigste Spielkamerad sein und sein Verschwinden kann die tiefste Trauer verursachen.
Oft trennen sich die Kinder leicht vom „Babyspielzeug“ wenn man ihnen das Gefühl gibt groß zu sein, und sie Spielzeug für „große Kinder“ bekommen. Spiele oder Bücher können Sie aufteilen und an einem anderen Ort deponieren. Werden sie überhaupt vermisst? Überflüssiges auf einem Kinderflohmarkt zu verkaufen macht Spaß und bringt ein kleines „Kapital“ für etwas Neues.

Loben Sie ihr Kind, das motiviert
So wie die Unordnung soll auch die Ordnung Konsequenzen haben. „Sobald ihr die Bauklötze aufgeräumt habt, können wir zum Baden gehen.“ „Wenn du die Malsachen schnell wegräumst, haben wir noch Zeit aus dem neuen Buch vorzulesen.“ Sätze wie diese motivieren und lassen das Kind selbstverantwortlich handeln. Loben Sie das Kind so oft wie möglich. Zeigen Sie ihm, dass Sie sich in dem schönen, aufgeräumten Kinderzimmer selbst wohlfühlen und nun gern dort mit ihm spielen. Wird Ordnung mit einem positiven Gefühl verbunden, räumen auch die kleinen Chaoten irgendwann selbständig auf. Spätestens dann, wenn die erste Freundin zu Besuch kommt...

Übrigens: Katharina Auerswald hält interessante Vorträge rund um das Thema Aufräumen und Chaos. Hier geht es zur Website.

1 Kommentar:

  1. Ich kann kein Cinesisch, also kann ich es meinen Kindern auch nicht beibringen.... interessant an meiner Chinesischunkenntnis (Ordnung ;) ) ist, daß ich Jahre, wenn nicht Jahrzehnte benötigt habe, um zu verstehen, daß meine Mutter auch kein Chinesisch kann... In sofern bitte ich meine Kinder, doch nicht die selben Fehler wie ich zu machen und es vielleicht doch einfach besser als die unchinesische Mutter zu machen.... Einige Vokabeln haben sie schon drauf!

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