Samstag, 21. Dezember 2013

Ein kleiner Exkurs
Reparieren statt wegwerfen


Weihnachten steht vor der Tür. Eine weitere Gelegenheit Berge von sinnlosen Dingen für sich oder die Kinder anzuhäufen. Viel und das Hauptsache billig, das ist eine traurige Strömung die sich nicht nur auf dem Spielzeugmarkt zeigt. Es gibt jedoch Menschen die diesen Trend nicht mitmachen und ein klares Zeichen dagegen setzen. Für ein Interview treffe ich mich mit Herrn Günther, der sich das Reparieren von liebgewonnenem  Spielzeug zum Beruf gemacht hat.



Leipzig. In einer Seitengasse hat Herr Günther sein kleines Geschäft. Das Konzept: Spielzeugverkauf, Kostümverleih und Spielzeugreparatur unter einem Dach. Seit 1988 repariert er hier vor allem mechanische und elektronische Spielzeuge wie Modellbahnen, Dampfmaschinen oder Spieluhren. Aber auch geliebte Stofftiere zählen zu seinen Patienten. Alles, das versteht sich von selbst, in liebevoller Handarbeit. Schon als Kind, so erzählt mir Herr Günther, war er fasziniert von der Technik und dem Aufbau mechanischer Dinge. Alles wurde von ihm auseinandergebaut, erkundet und wieder in Gang gesetzt. Seine Ausbildung zum Mechatroniker verschaffte ihm eine Bandbreite an Wissen rund um Elektronik und Steuerung.







Es gibt kein Rezept dafür wie etwas zu reparieren ist und auch die Bedienungsanleitungen sind oft nicht mehr vorhanden. Die Ausrüstung ist nach und nach gewachsen. Von gutem Lötwerkzeug über elektrisches Messwerkzeug und einer kleinen Drehbank ist sehr viel Verschiedenes nötig, denn Ersatzteile gibt es nur selten. In vielen Fällen muss selbst nachgebaut werden. Dazu braucht man ein enormes Vorstellungsvermögen und Technikverständnis. Ich sehe mich in der Werkstatt um und entdecke ein gigantisches Puppenhaus. Die geschätzte ein Meter fünfzig hohe Residenz auf Rädern ist gerade in Arbeit. Jedes der beinahe fünfzehn Zimmer wird so verkabelt, dass darin eine Lampe angeschaltet werden kann. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon die Freude des  Kindes unter dem Weihnachtsbaum...








Spielzeug ist laut Herrn Günthers Erfahrung bis jetzt noch kaum Opfer der geplanten Obsoleszens, des absichtlichen Einbauens einer kurzen Lebensdauer in ein Produkt. Wahrscheinlich, so überlege ich mir, weil die Gebundenheit an eine Altergruppe und deren Herauswachsen aus dieser, den selben Effekt, nämlich Neues Kaufen, automatisch mit sich bringt. Dennoch beobachtet er, dass bestimmte Teile, wie beispielsweise Zahnräder, einfach nicht auf langen Gebrauch ausgerichtet sind. Es wird viel darauf gesetzt, dass ein Produkt am Anfang gut aussieht, doch mit der Zeit  beginnt es sich aufzulösen. Das wiederspricht all den modernen Erkenntnissen die inzwischen jeder Mensch haben müsste: dem Umweltschutz, der Resourcenschonung, der Antikonsumgesellschaft.

Leider ist das Reparieren eine Angelegenheit die sich an der ökonomischen Lebensgrenze entlanghangelt. Für Herrn Günther ist der größte Lohn den Dingen, die dem Untergang geweiht sind, wieder Leben einzuhauchen und im Anschluss in die leuchtenden Augen des Besitzers zu blicken.



Wenn auch Du einen  Patienten für Herrn Günther hast geht es hier zu seiner Website.


Der Repariertrend kommt mit großen Schritten. Schon jetzt sind im Netz zahlreiche Seiten zu finden, die Hilfe oder Anleitung bieten. Ein Beispiel dafür sind die Fixperts. Motto ist hier: We believe fixing is a valuable creative and social resource and we now know that people all over the world feel the same. Fixperts creates content that encourages people to use the power of fixing to solve everyday problems and that’s awesome.
In Leipzig gibt es momentan Pläne für ein Reparier Kaffee nach Kölner Vorbild. Ein Ort an dem gemeinsam repariert werden soll. Ein interessantes Video darüber gibts auf dieser Seite

Es gibt noch zahlreiche Seiten mehr, doch für einen kleinen Gedankenanstoß soll das an dieser Stelle reichen!




1 Kommentar:

  1. das ist wirklich eine tolle Idee mit dem gemeinsam Reparieren! Bei uns im Ort gibt es eine Werkstatt, in der man Hilfe bei der Reparatur seines Fahrrades bekommt, aber die Arbeit selbst erledigt. Sowas finde ich total gut! :)

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