Mittwoch, 18. Dezember 2013

Ahhhh, ich bekomme Besuch...
oder: die Sache mit dem Schamgefühl

Je länger wir uns mit Ordnung befassen, desto öfter begegnen wir dem Thema Schamgefühl.
Bekommt man Besuch so ist das Erste was man tut Aufräumen. Zumindest an allen Stellen die eventuell sichtbar sein könnten. Doch hinter verschlossenen Türen...

Warum eigentlich? Ist da die Angst, dass man als dreckig, als unhygienisch, als nicht gut erzogen oder sogar als faul dasteht? Wieso wollen wir uns krampfhaft als ordentlich und aufgeräumt darstellen, wenn wir das doch im normalen Leben so gar nicht sind? Zwei Frauen aus Essen, die beruflich aufräumen, erwähnten, dass es ihren Kunden enorm wichtig ist, dass ihr Fahrzeug keine Firmenaufschrift trägt. Niemand soll sehen, dass sie sich dazu erniedrigen sich professionelle Aufräumhilfe zu holen. Ordnung halten ist schließlich eine Sache der Struktur und die kann man sich meiner Meinung nach getrost vom Profi zeigen lassen. Aber warum sind die Meisten nur stolz auf eine Putzfrau?

Was bräuchte es denn dazu, dass wir mehr zu dem Chaos stehen, das wir tagtäglich um uns herum produzieren und das uns nur zu stören anfängt, wenn die Schwiegermutti naht? Wäre das eine allgemein höhere Chaostoleranzgrenze? Eine kleine Spielerei, die das Chaos ästhetisch anmuten lässt? Ja was wäre denn sogar von einer Art inszeniertem Chaos zu halten, das über die tägliche Unordnung geschickt hinwegtäuscht?

Vielleicht beginne ich einfach einmal damit, bei mir selbst nicht aufzuräumen wenn sich der nächste Besuch ankündigt. Und wenn du dann mein Chaos nicht als OH-MEIN-GOTT-HAT-DIE-DENN-ZUHAUSE-GAR-NICHTS-GELERNT wahrnimmst, dann verspreche ich dafür auch über deines beim nächsten Mal großzügig hinwegzusehen.



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